2012 über Hille

Das "unberingte" Paar hat zum fünften Male in der Region überwintert.

  • Was bringt uns das neue Storchenjahr 2012?
  • Können wir unser Vorhaben einer Storchenkamera umsetzen? ja, Public Viewing seit Ostermontag möglich
  • Werden die Hillerichs wieder brüten? ja, seit dem 26. März
  • Wie viele Eier werden gelegt? bis 7. April insgesamt 7 Stück - Rekord!
  • Wann schlüpfen die ersten Küken? am 2. Mai um 20.10 Uhr
  • Wie viele kleine Adebare werden flügge? drei - 12. Juli
  • Wann verlassen uns die Jungstörche? um den 22. August

Januar

In der ersten Januar-Woche herrschte in Hille Waschstraßenwetter mit starken Windböen. Also kein Wunder, dass die Hillerichs sich nicht sehen ließen. Aber gleich mit der Wetterberuhigung und dem Verschwinden von Sturmtief Ulli und Orkan Andrea kehrten die Störche regelmäßig auf dem Schornstein zurück. Bei milden Temperaturen um 10 Grad Celsius wurden am 10. Januar auch wieder viele Besorgungsflüge gemacht. Selbst abends nach 22 Uhr klapperten sie noch die Schnäbel. Sind das bereits die Frühlingsgefühle?

Kameramontage und Nestvorbereitung

Am 21. Januar montierte ein sechsköpfiges Team vom Verein eine Überwachungskamera an den Schornstein. In Absprache mit dem Storchenbeauftragen Alfons R. Bense wurde das Nest für die neue Brutsaison mit Holzhäcksel und Pferdeäpfeln vorbereitet.


Februar

Anfang des Monats war es eiskalt mit Werten im zweistelligen Minusbereich. Die Hillerichs machten sich rar. Aber am 14. Februar wurden sie längere Zeit auf dem Nest gesichtet. Sie zeigten sich ganz unbeeindruckt von der neuen Storchenkamera. Während einer Brennereiführung am Sonntag, dem 26. Februar konnten ca. 40 Besucher zwischen 14 und 16 Uhr im Kesselhaus die ersten Live-Bilder von den Hillerichs auf dem Nest sehen und hautnah miterleben.


März

Seit Monatsbeginn sind die Störche öfters auf dem Nest zu sehen. Am 3. März wurde die Kameraeinstellung optimiert, dazu war erneut ein Kran erforderlich.

Paarfindung

Störche führen eigentlich eine Saisonehe - unsere Schreitvögel halten es aber bereits mehrere Jahre gut miteinander aus.

Kopulation

Seit Mitte März erstrahlt die Sonne den Himmel über Hille, die Temperaturen steigen und der Frühling und die Gefühlen kommen.

So auch bei den Hillerichs. Sie kopulieren ungeniert vor laufender Kamera auf dem Horst.

 

H. Böhne und R. Consten freuen sich über die tollen Bilder vom Storchenleben über Hille.

Brut

Die Brut hat am 26. März begonnen; ein erstes Ei liegt im Nest und wird ständig bebrütet. Die Brutzeit beträgt 32 Tage. Das Weibchen legt alle zwei Nächte ein etwa 7 cm langes, weißes Ei. Ein Gelege besteht normalerweise aus 2 bis 5 Eier. Hoffentlich folgen noch 3 oder 4 Eier.

Liebevoll kümmern sich die Hillerichs umeinander, wechseln sich bei dem Warmhalten der Eier ab und bereiten durch Nistmaterial das Kinderzimmer für den Nachwuchs vor.

 

Genauso leidenschaftlich verteidigen sie ihr Revier und die Brut gegen Angriffe rivalisierender Adebars.


April

Es geht Schlag auf Schlag. Jeden zweiten Tag ein Ei - so am 1. und 3. April die Nummer 4 und 5.

 

Wie viele Eier liegen Ostern wohl im Nest auf dem Schornstein?

Antwort: 7 - in Worten: sieben. Das ist bisher nach Angaben vom Storchenexperten Alfons R. Bense im Kreisgebiet noch nie vorgekommen.

 

Pünktlich um 14 Uhr wurde am Ostermontag die Live-Übertragung gestartet und das Storchenfenster in Betrieb genommen.

MT, NW, Weserspucker und WEZette berichteten (Stand: 16. April) über die neue Kamera, so dass die Besucherzahlen vor Ort an den Bildschirmen und im Internet sprunghaft angestiegen sind.

Die Naturfilmer Michael Blaschke und Ulrich Haufe haben am 19. April im Mühlenkreis einen Beitrag über die rasante Weißstorch-Entwicklung für das WDR-Fernsehen zusammengestellt.

Da durften die Hillerichs mit ihren 7 Eiern nicht fehlen. Den Blick ins Nest ermöglichte unsere Storchenkamera. Außerdem wurden Zuschauer am Storchen-Schaufenster und vor dem Monitor im Super-WEZ aufgenommen.

Neben dem Hiller Nest wurde auch in Nettelstedt an der Schäferei und bei den ersten Adebaren südlich vom Wiehengebirge in Hüllhorst-Tengern gedreht. Am Dienstag, 24. April wurde der Film in der Lokalzeit OWL ausgestrahlt.

 

Rechnerisch hätte das erste Küken am 26. April aus der Eierschale schlüpfen können. Bei sieben Eiern - das letzte wurde am 7. April gelegt - kann die Brutdauer bei 32 - 34 Tagen bis um den 10. Mai andauern.


Mai

Kükenschlupf

Hurra, das Warten hat ein Ende. Unser erstes Storchenbaby ist geschlüpft.

Nr. 1 aus 2012 ist da! - bitte entschuldigen die Unschärfe des Fotos.

 

Jetzt geht es Schlag auf Schlag mit dem Storchenschlupf:

  1. am 2. Mai um 20.10 Uhr
  2. am 3. Mai um 17.55 Uhr
  3. am 4. Mai um  8.05 Uhr
  4. am 7. Mai
  5. am 9. Mai
  6. am 11. Mai um 8.10 Uhr

Sechs aus sieben! Einmalig!

Damit ist nach unseren Beobachtungen vom 11. Mai der Schlupf beendet. Wir können im Gewusel kein weiteres Ei mehr erkennen.

 

Muttertag, NRW-Wahl und 10 Jahre Kornbrennereimuseum

Großer Andrang aus Nah und Fern herrschte am 13. Mai an der Alten Brennerei. Das Interesse galt dem Museum und den Störchen. Immer stand eine Menschentraube vor dem Flachbildschirm und schaue den drei größere und drei kleinere Jungstörche zu.

Zu einem Prosit auf die Jungstörche lud der Super-WEZ am 16. Mai ein. Das Maskottchen Hillerich begrüßte die Gäste. Mitarbeiterinnen des WEZ reichten Sekt oder O-Saft und Klöben. Mitglieder vom Heimat- und Gartenbauverein informierten über die Weißstörche auf dem Brennereischornstein und im Kreisgebiet. 


Aufzucht

Täglich wachsen die Jungstörche und werden größer und größer. Leider jedoch nicht alle sechs. Am 18. Mai konnten nur noch 4 Jungstörche (davon 3 prächtige) und das vermisste 7. Ei gesichtet werden.

 

Der Nachwuchs entwickelt sich prächtig, wie auf dem Foto unten links vom 23. Mai zu sehen ist.

Ein Altstorch hat am Pfingstmontag gegen 11 Uhr den kleinsten Hillerich aus dem Nest geworfen. Zum Glück wurde er vom Gebüsch neben dem Schornsteinschaft abgefedert und blieb äußerlich unverletzt, blutete aber leicht aus dem Schnabel. Sofort haben wir ihn nach Sachsenhagen in die Wildtier- und Artenschutzstation gebracht. Dort ist der Jungstorch leider wegen Entkräftung und inneren Verletzungen noch am Sonntag verstorben.

Juni

Im Altkreis Minden begann Dr. Bense am 18. Mai mit der Beringung. Leider fand der Experte immer wieder tote Junge. Ärgerlich ist auch, dass die Vogelwarte Helgoland mit Sitz in Wilhelmshaven nicht ausreichend Ringe zur Verfügung stellte. Von 26 konnten nur 12 Nachkömmlinge gekennzeichnet werden.

 

Am 2. Juni ging es mit der Feuerwehr hinaus zum Nest "Hille-Ort". Dort erhielten 2 von 3 Schwarzschnäbeln die Markierungen 0x336 und 0x337.

Beringung

Zahlreiche Personen verfolgten die Beringungsaktion vor den Bildschirmen. Alfons R. Bense schoss noch einige Fotos in luftiger Höhe und zeigte sie am Boden den Zuschauern.

Und hier für alle Internetbesucher zwei tolle Aufnahme von Storchenfachmann aus nächster Nähe fotografiert.

Noch wacht ein Altvogel auf dem Nest und passt auf den Nachwuchs auf. Die drei Neubewohner stehen längere Zeit im Nest, pflegen ihr Gefieder und fressen und wachsen gut. Bald werden beide Altstörche das Futter heranschaffen müssen.

 

Seit dem 21. Juni sind Hillerichs Kinder zeitweise alleine zu Hause. Sie sind mittlerweile so groß, dass sie nicht mehr von Mutter/Vater vor fliegenden Feinden beschützt werden müssen.


Juli

Flugübungen

Die erste Flugstunde machen Jungstörche im Alter von 8 – 10 Wochen.

Noch stehen sie auf dem Nest und putzen ihr Gefieder. Ab und zu strecken sie die Stelzen von sich und breiten die Flügel aus. Bis zum 7. Juli wurde aber noch kein Flugversuch beobachtet. Aber sie üben und üben.

Ein Jungstorch (Ring OX336) unternahm am Sonntagmorgen (8. Juli) einen Flugversuch oder wurde durch eine Windböe aus dem Nest befördert und kam leider nicht mehr aufs Nest zurück. Nachdem er sich neben der Brennerei fangen ließ, wurde er auf das Flachdach des Einkaufs-marktes gebracht. Von dort schaffte er es nachmittags wieder auf das Brennereigebäude. Am Montag war der Ausflügler wieder oben bei der Familie. Zügig lernten in den nächsten Tagen alle fliegen und landeten sicher auf dem Schornstein.

Mit dem Beginn der Schulferien wurde es ruhiger bei unseren Adebaren. Doch das Bürgerinteresse blieb ungebrochen. Oft ging der erste Blick von Urlaubs-Heimkehrern hinauf zum Storchennest.

 

Für Gesprächsstoff sorgten die Flugkünste der gesamten Familien. Teilweise segelten alle fünf Hillerichs gleichzeitig im Wind über dem Ortszentrum.

Ein Vereinsmitglied brachte am letzten Juli-Sonntag aus dem Urlaub eine Idee für eine Schnapskreation mit - Hiller Moorbrand mit einem Schuss Eierlikör.

Sofort wurde im kleinen Kreis probiert und spontan einer größeren Besuchergruppe im Museum der neue "Storchenschiss" serviert. Und alle Tester fanden die Erfindung echt lecker.


August

Fazit: 7 Eier - 6 geschlüpft - 3 Junge flügge

Die Bilanz im Storchenkreis mit der Höchstzahl von 39 Brutpaaren fällt hinsichtlich der lebenden Jungstörche (64) wegen des nass-kalten Wetters im Juni bescheiden aus.

Die Hillerichs legten sensationelle 7 Eier, von denen "nur" drei Junge flügge wurden. Das bedeutet aber auch:

  1. in den letzten 3 Jahren jeweils 3 groß gezogen
  2. Reproduktionsquote der letzten 10 Jahre überdurchschnittlich bei 2,2. 

Das ist doch eine erfolgreiche und gute Bilanz für die Hillerichs - oder?

Ringablesung - Meldung der Vogelwarte Helgoland

Einer unserer Jungstörche, der am 6. Juni 2011 beringt (DEW9x620) wurde, ist am 20. Juni in Bockelskamp, Gemeinde Wienhausen bei Lüneburg gesehen worden. Distanz von Hille 98 km. Normalerweise kehren die Jungstörche erst nach der Geschlechtsreife (3 Jahre) in die nördlichen Brutgebiete zurück. Evtl. ist der Jungstorch über Winter in der Region geblieben und nicht mit den Junggesellen nach Afrika geflogen oder er ist frühreif ;-).

Verlassen des Horstes

Das Reisefieber setzte im August ein. In der 33. und 34. Kalenderwoche konnten wir mehrere größere Trupps von Jungstörchen über Hille und auf den Feldern und Wiesen der Umgebung zählen. Unsere drei Hiller Sprösslinge haben angeschlossen und befinden sich auf ihrem ersten großen Flug. Dafür wünschen wir ihnen alles Gute. Die Alten bleiben Hille bisher treu.

Storchen-Ticker und -Kamera

Der Ticker beendete am 31. August nach 158 Tagen und 62 Meldung vorerst seinen Dienst. Er wird zu Beginn der neuen Brutzeit im Frühjahr 2013 wieder online sein.

 

Die Storchenkamera läuft vorerst weiter, obwohl in nächster Zeit sicher mehr Tauben als Störche auf dem Nest zu sehen sein werden.


September

Der offizielle Storchenbericht für 2012 wurde am 10. September von Alfons R. Bense vorgestellt.

 

Die Hillerichs schreiten zwischen dem Kram- und Gauklermarkt und dem Herbstmarkt tagsüber über den Festplatz und kehren in der Dunkelheit auf den Nistplatz zurück.


Oktober

Es ist ruhig geworden über Hille, darum wurden die Monitore am 1. Oktober ausgeschaltet.


November - Dezember

Vom rötlichen Licht der Strahler werden abends die Hillerichs angestrahlt. Noch lassen die Wetterbedingungen zu, dass die Störche die jede Nacht auf dem Schornstein verbringen.

Grußkarte aus dem Jahre 1897
Grußkarte aus dem Jahre 1897

Auszug aus dem Jahresrückblick vom Storchenexperten Alfons R. Bense:

 

In Hille bebrütete das Storchenpaar ein Gelege von sieben Eiern, ein sehr seltenes Ereignis. Die vom Trägerverein der alten Brennerei Hille im Frühjahr installierte Kamera ermöglichte lebendige Einblicke. Drei Jungstörche wuchsen schließlich heran, von denen einer nach dem Jungfernflug am Boden blieb, eingefangen und auf dem Dach des nahen Supermarktes ausgesetzt werden konnte. Am nächsten Tag stand er vereint mit seinen Nestgeschwistern wieder auf dem Brennereischornstein.

 

Quelle: www.mt-online.de/lokales/petershagen/7494580_Stoerche_im_Muehlenkreis_weit_verbreitet.html?em_cnt_page=1