Weißstorch-Jahresbericht 2014
für den Mühlen- und Storchenkreis Minden-Lübbecke *
Alfons R. Bense / Petershagen vom 30. September 2014
Auch Hille entwickelte sich weiter zu einer Storchenhochburg mit 14 Brutpaaren und 16 ausfliegenden Jungen (JZa
1,14). Erstmals waren beide Hartumer Horste erfolgreich. In Holzhausen, erstmals mit brütendem Paar,
gingen die Jungen wie vielerorts wetterbedingt verloren. Ein besonders bemerkenswertes Ereignis war das 9er-Gelege des Hiller Storchenpaares auf dem Schornstein der Alten Kornbrennerei. Bereits 2012 und 2013 hatte das gleiche Paar jeweils 7 Eier
gelegt. Über die Bildübertragung nach unten konnten viele Interessierte von Ei zu Ei mitzählen. Für Mitteleuropa sind nur zwei weitere Fälle von 9 Eiern in der Literatur verbürgt: 1958 in Särchen/Oberlausitz, wo ein Segelflieger das Nest vom Scheunengiebel
riss und 7 Junge sowie 2 Eier am Boden festgestellt werden konnten, und 1964 in Neuhaus/Bayern, 6 Junge und 3 Eier. In Hille schlüpften aus 3 der 9 Eier Junge, die leider der Nässe und Kälte des
29. und 30. Mai zum Opfer fielen. Wie viele Eier wird es wohl 2015 zu zählen geben?
Das Elternpaar der Weißstörche ist allein zu Hause. Der erneute vollständige Brutverlust hat große Betroffenheit hervorgerufen. Durch das außergewöhnliche Gelege von 9 Eiern haben es die Hiller Störche zu einer gewissen Bekanntheit gebracht.
Wie uns von Mitgliedern des Vereins "Rettet die Weißstörche im Kreis Minden-Lübbecke e. V.) mitgeteilt wurde, fragten viele Besucher des NRW-Tages in Bielefeld am letzten Juni-Wochenende an deren Informationsstand nach, was aus der Brut geworden ist.
Die Storchenkamera läuft weiter, der Storchenticker wurde eingestellt.
Die vorläufige Bilanz vom 6. Juli für das Kreisgebiet fällt insgesamt nicht positiv aus:
Es bleibt abzuwarten, wie viele Jungstörche bis zum Ende des Sommers bzw. Beginn des Vogelzuges überleben.
Traurig aber wahr: alle drei Jungstörche sind tot. Am Sonntag sollte die Beringung sein.
Tief Annetraut mit Dauerregen von Dienstagmittag bis Donnerstagnachmittag und Nachttemperaturen um 5° Celsius haben Folgen gehabt. Obwohl sich die Altstörche schützend im Nest über die Kleinen ausgebreitet hatten, gingen sie ein.
Folgende Beobachtungen wurde uns am 30. Mai gemeldet:
Am Donnerstagabend um 20:40 Uhr konnte ich auf dem Bildschirm sehen, dass 2 von den 3 Jungstörchen sich im Nest nicht mehr bewegten, vermutlich tot. Ein Jungstorch regte sich nur noch sehr schwer fällig. Am Freitagmorgen um 08:15 Uhr saß ein Storch im Nest und der andere Storch stand daneben. Gefüttert wurde den ganzen Tag nicht. Ich konnte nicht sehen, dass der sitzende Storch aufstand. Der andere Storch brachte später einen grünblättrigen Zweig, ca. 50 cm lang, ins Nest und fegte rund um den sitzenden Storch das Nest sauber. Anschließend hat er die grünen Blätter abgerissen und das Nest um den sitzenden Storch damit ausgelegt, vermutlich eine trauernde Geste bei den Störchen, dauerte ca. 1/4 Stunde. Anschließend stand der Storch lange neben den sitzenden Storch. Abends um 18:00 Uhr lag ein toter Storch am Nestrand.
Heute, Freitag um 21:15 Uhr hat sich meine Vermutung bestätigt. Alle 3 Jungstörche sind verstorben.
Der stehende Storch hat den Sitzenden solange aggressiv mit den Schnabel bearbeitet, bis er Aufstand und nach kurzer Zeit das Nest verließ. Dann hat der verbleibende Storch die herumliegenden
3 Eier zusammen gerollt zwischen den toten Küken gelegt und hat sich anschließend wieder drauf gesetzt, als wenn er weiter brüten wollte. Außerdem habe ich festgestellt, dass wieder neue grüne
Blätter ins Nest gebracht wurden. Das Nest sieht aus wie eine Grabstätte auf dem Friedhof.
2013 überlebten die ältesten Küken 12 Tage. In diesem Jahr waren die Küken schon 3 Wochen alt, aber trotzdem noch nicht übern Berg. Letztendlich waren die zwei Schlechtwetterperioden im Mai zu
viel für die Nestlinge.
Was ist in den sechs Eiern los? Diese Frage stellt sich langsam, da auch am 13. Mai bisher nur drei Jungstörche geschlüpft sind. Aber die scheinen am 16. Mai die Schlechtwetterperiode gut überstanden zu haben. Es kann über die Gründe spekuliert werden. Fakt ist, dass nur 3 Küken aus 9 Eiern geschlüpft sind. Diese 3 sind wohlauf.
So stellt sich die Situation am 26. Mai (Bild rechts) dar: drei flaumige Jungstörche und ein Ei sind im Nest zu sehen. Die Beringung ist in den nächsten Tagen vorgesehen.
Am Donnerstag wurde ein zweites Küken gesichtet. Nur leider regnet und windet es wieder, und für die nächsten Tage ist schlechtes Wetter angesagt. Dabei bräuchten wir jetzt den Wonnemonat Mai und kein April-Wetter. Was folgt sind drei Tage Dauerregen.
Während des Tages der offenen Türen in Hille am 11. Mai/Muttertag konnten Besucher drei muntere Küken und sechs Eier sehen, wenn der schützende Altstorch aufstand.
Das Hoch Reinold verliert seinen Einfluss auf Deutschland und zieht ostwärts weiter. Dadurch dreht die Strömung zunehmend auf Südwest bis West und bringt zwar relativ warme
Luft, aber auch feuchtere Luft zu uns. Zudem wird der Wind spürbar, so dass es richtig ungemütlich und mies wird.
Von Mittwoch bis Freitag wird es also windiges und wechselhaftes Schauerwetter geben. Von Westen her treten Böen der Stärke 7 auf.
Die Wettervorhersage von wetter.de vom 6. Mai kommt für die Brut wieder völlig ungelegen.
Es gab Nachtfrost zum 3. Mai, aber tagsüber Sonnenschein. Das Gelege ist noch komplett. Auch am 4. Mai morgens war noch kein Küken geschlüpft.
Aber am nächsten Tag wurde um 11:30 Uhr erstmals ein Küken mitten im Nest zwischen den acht anderen Eiern entdeckt.
Mit dem Zweiten bzw. mit der Storchenkamera sieht man besser! Langsam geht die Brutzeit zu Ende. Zeitweise wurde beobachtet, dass der brütende Storch (auch das Männchen wärmt die Eier) das Gelege nicht vollständig abdeckten. Mit dem Schlüpfen der Küken wird nach dem 3. Mai gerechnet. Am 30. April verlief alles unauffällig.
Wie die Recherche vom Storchenexperten Alfons R. Bense ergab, wurde in der Fachliteratur 1958 von einem ähnlich großen Gelege in der Oberlausitz (7 Junge und 2 Eier) und 1964 in Neustadt/Bayern berichtet.
Damit haben die Hillerichs den deutschen Rekord nachweislich nach 50 Jahren eingestellt und in diesem Jahrtausend das größte Weißstorchengelege produziert.
Zu Ostern ein volles Storchennest mit neun Eiern. Darüber berichten die heimischen Medien. Auch ein Team vom WDR-Studio Bielefeld produzierte am 17. April einen Beitrag für die OWL-Lokalzeit.
"Das gibt es doch gar nicht!" oder "Soll das ein Scherz sein?" waren die ersten Kommentare, als die Nachricht von 9 Storcheneiern die Runde machte.
Es ist tatsächlich wahr. "Hätte ich es nicht selbst gesehen, ich würde es nicht glauben!" so die Reaktion von einem Vorstandsmitglied am 14. April. Doch zählen Sie selbst:
"Das ist verrückt!" schrieb Storchenvater Alfons R. Bense per Mail als erste Reaktion.
Es ist kein Aprilscherz, sondern Tatsache. Am 2. April lag das 5. Ei im Nest. Es wird da oben wieder eng.
Wie viel ist 3x sieben? Überall würde die Antwort "21"
lauten. So auch bei den Hillerichs. In den letzten 3 Jahren haben sie jeweils 7 Eier gelegt. So auch in 2014. Am 6. April um 10:55 Uhr konnten es zwei Augenzeugen vor dem Bildschirm kaum glauben.
Es ist wahr und eine kleine Storchen-Sensation.
Das vierte Ei wurde gelegt und die Störche kopulierten am 31. März "wie die Weltmeister" (O-Ton eines Augenzeugen - Anm. der Redaktion) weiter.
Ei + Ei + Ei = am 29. März waren es drei.
Am Montag, 24. März wurde das erste Ei gesichtet! Die Brutzeit hat begonnen. Die Produktion in der
Eierfabrik läuft weiter.
Im zweiten Anlauf am 16. März klappte es mit dem Hausputz. H. Böhne hatte schwer zu tun. Bevor es in Hille losging, bereitete er in Vertretung von Alfons R. Bense auch das Nest an der alten Molkerei in Nordhemmern (Rüter) vor. Die beiden Storchenpaare ließen sich nur kurze Zeit vertreiben. Kaum war die Feuerwehrleiter mit Personenkorb wieder heruntergefahren, kamen die Adebare schon mit frischem Material zum Nestbau angeflogen.
Der geplante Hausputz in luftiger Höhe musste am 8. März kurzfristig wegen eines technischen Defekts am Feuerwehrleiterwagen abgesagt werden.
Am 1. März kopuliert ein Storchenpaar (beide unberingt) morgens um 10:30 Uhr bei frühlingshaftem Wetter. Sofort wurde die Storchenkamera eingeschaltet. Die Hillerichs sind wieder live zu sehen.
Am 16. Februar wurde wieder ein Bewohner gesichtet. Langsam laufen die Vorbereitungen für die kommende Brutsaison an. Die gute Stube und das Kinderzimmer der Hillerichs soll in der ersten März-Hälfte "renoviert" werden.
Wiederholt wird vermutet, dass die Hillerich deswegen bei uns überwintern, weil sie vor Ort gefüttert werden. Dem ist nicht so, wir füttern die Weißstörche nicht. Da die Winter nicht mehr so lang und kalt sind, finden die Adebars in der Region ausreichend Nahrung und ziehen u. a. deswegen nicht in südlichere Gefilde.
Im Januar liegen uns keine Meldungen vor, dass sich Störche auf dem Hiller Schornstein aufgehalten haben.