Destillation (Rohbrand)

Rohbrandturm von 1890
Rohbrandturm von 1890

Die vergorene Maische wurde aus dem Gärtank in die Spitze des Rohbrandturms gepumpt. Die gusseiserne Kolonne wurde von unten mit Dampf erhitzt. Die Maische tropfte nun von oben über elf glockenartige Aufkochböden nach unten. Da Alkohol anders als Wasser bereits bei 78,3° Celsius verdunstet, stiegen die alkoholhaltigen Dämpfe nach oben auf, wurden über das Geistrohr zu Kondensatoren geleitet und dort abgekühlt.

Aufkochboden
Aufkochboden

Der verflüssigte Alkohol enthielt einen Alkoholanteil von bis zu 85 % vol. und war wegen verschiedener Schad-, Geschmacks- und Geruchsstoffe noch nicht trinkbar (Rohbrand oder -sprit).

Der wasserhaltige Getreidebrei blieb am Ende der Destillation entgeistert bzw. alkoholfrei übrig. 

Die eiweißreiche s. g. Schlempe war ein beliebtes Kraftfutter für die Schweine, Kühe und Bullen des Bauernhofes. Gülle und Mist der Masttiere wurden wieder auf die Felder gestreut und sorgten für eine gute Getreideernte. Wegen dieses Kreislaufes wurden solche Betriebe auch als landwirtschaftliche Brennerei bezeichnet.

Rektifikation (Feinbrand)

eingehauster Feinspritturm
eingehauster Feinspritturm

Der Rohsprit wurde in einem zweiten Verfahrensgang im Feinspritturm raffiniert/gereinigt und dabei von schädlichen Alkoholverbindungen und unerwünschten Geschmacks- und Geruchsstoffen (Aldehyden & Fuselölen) befreit. 

Brennblase
Brennblase

Die Brennblase (3.375 Liter) beschickte man zu jeweils zur Hälfte mit Wasser und Rohsprit. Dann wurde die Brennblase erhitzt. Die bei der Verdampfung entwickelten Alkoholdämpfe durchströmten feingelochte Siebböden und verflüssigten sich zum Teil. Das niedergeschlagene Kondensat floss dann durch kupferne Rückflussrohre wieder von Boden zu Boden nach unten zurück und wurde von neuem aufgekocht.

Feinbrandkühler
Feinbrandkühler

Die bis in das Oberteil des Apparates gelangten Alkoholdämpfe stiegen in den Kondensator. Die niedrigprozentigen Dämpfe verflüssigten sich und flossen über die Siebböden zurück und wurden nochmals aufgekocht. Die hochprozentigen reinen Alkoholdämpfe strömten dagegen vom Kondensator in den Feinbrandkühler, wurden in dessen Innerem durch ein Kühlsystem geleitet und vollkommen verflüssigt.

Vorlage für Vor-. Mittel- und Nachlauf
Vorlage für Vor-. Mittel- und Nachlauf

Der hochprozentige reine Alkohol verließ den Kühler und passierte die Feinbrandvorlage (sichtbarer Austritt von Alkohol unter einer Glasglocke).

Während der getrennten Rektifikation verflüchtigten sich zuerst leichte Bestandteile wie Aldehyde (Vorlauf) und zuletzt schwere Stoffe wie Fuselöle (Nachlauf). Das Herzstück eines jeden Brennvorganges ist der Mittellauf mit gereinigtem Alkohol von ca. 95 bis 96 % vol. (Feinbrand). Dieses Destillat ist von großer Reinheit und Qualität.