Zigarrenmacher -

alte Handarbeiter


von Tabak und Cigarren im Minden-Lübbecker Land

Diesseits und jenseits des Wiehengebirges wurden ab Mitte des 19. Jahrhunderts in Fabriken und in Heimarbeit fleißig Zigarren gemacht. Zunächst in Minden, später entwickelte sich das Bünder Land zur Zigarrenkiste Deutschlands. In Hille gab es sechs Zigarrenbuden, die Filialbetriebe von

  1. Engelhardt & Biermann, Bremen
  2. Strathmann, Bückeburg
  3. August Blase, Lübbecke
  4. Leonhardi, Minden
  5. Arnold André, Bünde
  6. Waldmann & Blancke, Hausberge

waren. Anders als in den südlichen Nachbarorten "vorm Berg" blieb Hille weiter stark landwirtschaftlich geprägt. Der Tabak spielte im Ort eher eine untergeordnete Rolle.

 

Quelle: Die Zigarrenmacher: Aus der Geschichte der Zigarrenindustrie im Minden-Lübbecker Land von 1830 bis zur Gegenwart - von Rolf Momburg -Verlag Kurt u. Margarete Meyer, Hüllhorst 1996 ISBN 3-920621-06-9

 

 

Dennoch erinnern wir hier an diese heimatprägende Branche und die in den Manufakturen tätigen Generationen, in dem die Handgriffe zur Fertigung der Zigarre beschrieben werden.

von der Handarbeit der Zigarrenherstellung

Ursprünglich wurden Zigarren in reiner Handarbeit gefertigt. Die Einführung der Wickelform brachte ab ca. 1860 eine Arbeitsteilung mit sich; es entwickelte sich

  • der Wickelmacher zum manuellen Anfertigen des Wickels und
  • der Roller zum Überrollen des Wickels.

Die Zigarre besteht aus 3 Komponenten:

  1. der Einlage als Träger des Geschmacks und Herz der Zigarre
  2. dem Umblatt - auch Mutter der Zigarre genannt und
  3. dem Deckblatt, dem Gesicht und anteiligem Aromaträger (ca. 20 %) der Zigarre

von Wickel und Umblatt

Der Wickelmacher nahm aus mehreren Herkunftsbereichen zusammengesetzte Einlagemischung in einer zur leichten Faust geschlossenen Hand und ordnete die Einlage nach der vorgegebenen Machart nach Gewicht und Größe zur "Puppe".

 

Dann wurde die Puppe in die andere Hand gelegt, die ein zuvor zurecht gerissenes Tabakblatt (das Umblatt) hielt. Gleichmäßig rollten beide Hände gleichmäßig und ohne unnötigen Druck Einlage und Umblatt zum Wickel zusammen.

 

Der auf der Längsachse leicht angedrückte Wickel kam in die  Höhlungen der Wickelform. Die gefüllte Wickelform wurde geschlossen und mit etwa zehn bis zwölf gefüllten Formen gepresst. So erhielt der Wickel seine Fasson. Durch Drehen bzw. Wenden des Wickels verschwanden die durch Ober- und Unterteil der Formen entstandenen Pressnähte. Der Wickel wurde glatt und rund und erhielt so die feste Form der vorgezeichneten Zigarre. Nach wenigen Stunden kamen die Wickelformen aus der Presse zum Roller.

von Deckblatt und Banderole

Der Roller, der eigentliche Zigarrenmacher - war für die Güte der hergestellten Zigarren verantwortlich. Er erhielt entweder fertige zugerichtete (aufgesetzte) Deckblätter oder ordnete die empfindlichen Deckblatt-Tabake selbst. Zur Ausrüstung des Rollers gehörten neben dem Rollbrett, dem Zigarrenmesser/-rädchen und einer kleine Glasschale mit Klebstoff eine Schere, eine Kopftülle und ein Bündelblock.

 

Zuerst wurde das Deckblatt nach dem Entrippen aufgesetzt, dabei trennte man meist rechte und linke Blatthälften und sortierte sie falls erforderlich nach Größe und Farbe. Die Tabakblätter wurden in schmale, der Form der Musterzigarre angepassten Streifen geschnitten.

Dann nahm der Zigarrenmacher einen Wickel aus der Form und umrollte ihn - am Brandende beginnend - spiralförmig vollständig in den Deckblattstreifen ein. Die am Kopf des Wickels überstehende Fahne wurde rund- und zurechtgeschnitten. Dieser beim Ausrollen des Kopfes frei gebliebene Teil des Deckblattes wurde mit Klebstoff bestrichen und durch Drehen der Zigarre als Kopf gerollt. Zum Schluss wurde die eingerollte Kopfzigarre mit der Tülle poliert und je nach Machart das Brandende beschnitten.

Das Zigarrenmachen setzte große Geschicklichkeit voraus, um eine möglichst große Tabakausbeute und geringen Verschnitt des kostspieligen Deckblatts zu erzielen.

Marke von Arnold André Cigars/Bünde seit 1935
Marke von Arnold André Cigars/Bünde seit 1935

Nach der Sortierung erhielten die Rauchtabakwaren ein ansprechendes unverkennbaren "Kleid" aus Banderole und Schachtel mit oft phantasievollen und exotischen Motivaufdrucken; denn gut verpackt war bereits halb verkauft!

 

 

 

 

Die Alte Brennerei ist