Destillation (Rohbrand)

gusseiserner Rohbrandturm
gusseiserner Rohbrandturm

Die vergorene Maische wurde aus dem Gärtank in die Spitze des Rohbrandturms gepumpt. Die gusseiserne Kolonne wurde von unten mit Dampf erhitzt. Die Maische tropfte nun von oben über elf glockenartige Aufkochböden nach unten. Da Alkohol anders als Wasser bereits bei 78,3° Celsius verdunstet, stiegen die alkoholhaltigen Dämpfe nach oben auf, wurden über das Geistrohr zu Kondensatoren geleitet und dort abgekühlt.

Aufkochboden
Aufkochboden

Der verflüssigte Alkohol enthielt einen Alkoholanteil von bis zu 85 % vol. und war wegen verschiedener Schad-, Geschmacks- und Geruchsstoffe noch nicht trinkbar (Rohbrand oder -sprit).

Der wasserhaltige Getreidebrei blieb am Ende der Destillation entgeistet bzw. alkoholfrei übrig. 

Die eiweißreiche s. g. Schlempe war ein beliebtes Kraftfutter für die Schweine, Kühe und Bullen des Bauernhofes. Gülle und Mist der Masttiere wurden wieder auf die Felder gestreut und sorgten für eine gute Getreideernte. Wegen dieses Kreislaufes wurden solche Betriebe auch als landwirtschaftliche Brennerei bezeichnet.

Rektifikation (Feinbrand)

eingehauster Feinspritturm
eingehauster Feinspritturm

Der Rohsprit wurde in einem zweiten Verfahrensgang im Feinspritturm raffiniert/gereinigt und dabei von schädlichen Alkoholverbindungen und unerwünschten Geschmacks- und Geruchsstoffen (Aldehyden & Fuselölen) befreit. 

Brennblase
Brennblase

Die Brennblase hat ein Fassungsvermögen von 3.375 Liter. Sie wurde mit Rohsprit und Wasser (Mischungsverhältnis von 40 oder 50 %) gefüllt. Dann wurde der Inhalt erhitzt und die alkoholischen Dämpfe stiegen auf und durchströmten dabei feingelochte Siebböden.

Während der getrennten Rektifikation verflüchtigen sich zuerst Alkohole mit niedrigen Siedepunkten. Diese Aldehyde bilden den Vorlauf. Dazu zählt das "giftige" Methanol mit einem Siedepunkt von 64,8° Celsius.

Feinbrandkühler links
Feinbrandkühler links

Die bis in das Oberteil des Apparates gelangten Alkoholdämpfe gelangten in den Kondensator. Die niedrigprozentigen Dämpfe kondensierten und verflüssigten sich wieder und flossen über die Siebböden/Rücklaufe in die Brennblase zurück und wurden nochmals aufgekocht. Ab ca. 78° Celsius verdampft Ethanol, der  Trinkalkohol. Der Mittellauf ist das Herzstück eines jeden Brennvorganges.

Vorlage für Rohsprit, Vor- und Mittellauf
Vorlage für Rohsprit, Vor- und Mittellauf

Die Trinkalkoholdämpfe verließen die Feinbrennkolonne, kamen in den Kühler und passierten flüssig die Feinbrandvorlage (sichtbarer Austritt von Alkohol unter einer Glasglocke).

Ab ca. 90° Celsius verdampften die höheren Alkohole, das s. g. Fuselöl. Dieser Nachlauf enthält z. B. Butanol.

 

Der Trinkalkohol hatte eine Reinheit von  ca. 94 bis 96 % vol. und guten Qualität. Er wird als Feinbrand bezeichnet.